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Margarete Steffin

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Margarete Steffin: Generalin und Schülerin
"Schwacher Gesundheit, aber/Fröhlichen Geistes, unbestechlich/Auch von mir. Oftmals/Streiche ich lachend selbst eine Zeile durch, schon ahnend/Was sie darüber sagen würde..." (Aus Brecht "Für M.S.")
Die 1908 in Brandenburg geborene Margarete Steffin war vor dem Zweiten Weltkrieg die einzige Mitarbeiterin BBs, die unmittelbar aus der Arbeiterschaft stammte. Über die kommunistische Jugendbewegung und eine Arbeitertheatergruppe stößt sie 1932 zu Brecht. Sie wirkt in der Ur-Inszenierung der Gorki-Bearbeitung "Die Mutter" mit. Zwischen Brecht und Steffin entsteht ein intensive Arbeits- und Liebesbeziehung.
 
Krise zwischen Brecht und Weigel
Als Brecht, Helene Weigel und die Kinder Stefan und Barbara 1933 nach Dänemark ins Exil gehen, kommt Margarete Steffin mit. Diese gemeinsame Emigration führt zu einer schweren Krise in der Beziehung zwischen Brecht und Weigel. Obwohl Weigel die außerehelichen Liebesbeziehungen Brechts keineswegs gleichgültig sind, gilt ihre Sorge vor allem den Kindern. Sie fürchtet deren Ansteckung mit Tuberkulose, an der Steffin bereits seit längerem leidet. Brecht setzt sich mit dem Argument durch, ein Zurückbleiben Steffins in Deutschland bedeute für diese, krank und Kommunistin, das sichere Todesurteil. Das Verhältnis zwischen Steffin und Weigel angesichts des "ewigen Kleinbürgerthemas" (Brecht bei anderer Gelegenheit über die Eifersucht) ist nicht das von Rivalinnen. Beide stehen sich persönlich und auch politisch sehr nahe. Für Helene Weigel ist es auf allen künftigen Fluchtorten selbstverständlich, bei der Quartierbeschaffung auch die Bedürfnisse Steffins zu berücksichtigen.
 
Ästhetisches Gefühl und Organisationsgenie
Steffin wird von Brecht bei allen bis zu ihrem Tod entstehenden Dramen als Mitarbeiterin genannt. Ihre Bedeutung für den Produktionsprozess der Brecht-Werkstatt ist in zweierlei Hinsicht grundlegend. Sie weiß aus eigener Anschauung, wie in vielen Arbeitergehirnen gedacht wird und hat zugleich ein hohes Maß an ästhetischem Gefühl und politischem Bewusstsein. Gleichzeitig ist sie ein Organisationsgenie, dass laut Ruth Berlau mit enormer Geschwindigkeit stenografieren und Maschine schreiben kann. Sämtliche abends besprochenen Korrekturen und Texte finden sich am nächsten Morgen frisch getippt auf dem Arbeitstisch. Ein Muss für Brecht, der süchtig nach frischen Manuskripten ist. Steffin erlernt in den acht Jahren ihres Exils fünf Sprachen.
 
Von der Liebe. Und vom Krieg
Über Brechts Korrespondenz, die sie erledigt, entsteht insbesondere zu Walter Benjamin (der sich 1938 auf der Flucht vor den Nazis in Frankreich das Leben nimmt) eine freundschaftliche Beziehung. Ein Auswahl von eigenen Gedichten und Erzählungen Margarete Steffins "Von der Liebe. Und vom Krieg" erscheint erst lange nach ihrem Tod, 1991. Verfasst wurden die Texte vor allem während Sanatoriumsaufenthalten. In den Gedichten klingt vielfach Verzweiflung über ihre unerfüllte Liebe zu Brecht an.
 
Tod und Abreise
Margarete Steffin hatte sich, obwohl politisch für sie ein kleiner Fehltritt, einst aus der Hand lesen lassen. Dabei war ihr geweissagt worden, dass sie mit 33 Jahren sterben würde. So kommt es 1941. Brecht, Helene Weigel, die Kinder und Ruth Berlau müssen die Schwerkranke bei der Weiterreise an die Pazifikküste in Leningrad zurücklassen. Sie stirbt unmittelbar bevor die Reisenden das Schiff in die USA besteigen. Ruth Berlau berichtet, Brecht, der sich täglich per Telegramm über Steffins Zustand unterrichten lassen habe, sei tagelang nicht ansprechbar gewesen.
 
Mein General ist gefallen
Mein Soldat ist gefallen
Mein Lehrer ist weggegangen
Mein Schüler ist weggegangen
Mein Pfleger ist weg
Mein Pflegling ist weg.
 
 
 

 

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