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Al Chidr

Page history last edited by Thomas Kutzli 13 years, 6 months ago

Chidher

 

Chidher, der ewig junge, sprach:

Ich fuhr an einer Stadt vorbei,

Ein Mann im Garten Früchte brach;

Ich fragte, seit wann die Stadt hier sei? 

Er sprach und pflückte die Früchte fort:

Die Stadt steht ewig an diesem Ort

Und wird so stehen ewig fort.   

 

Und aber nach fünfhundert Jahren   

Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich keine Spur der Stadt;

Ein einsamer Schäfer blies die Schalmei,

Die Herde weidete Laub und Blatt;

Ich fragte: Wie lang' ist diese Stadt vorbei?

Er sprach, und blies auf dem Rohre fort: 

Das eine wächst, wenn das andre dorrt;

Das ist mein ewiger Weideort.   

 

Und aber nach fünfhundert Jahren   

Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich ein Meer, das Wellen schlug, 

Ein Schiffer warf die Netze frei:

Und als er ruhte vom schweren Zug,

Fragt' ich, seit wann das Meer hier sei?

Er sprach und lachte meinem Wort:

Solang als schäumen die Wellen dort, 

Fischt man und fischt man in diesem Port.   

 

Und aber nach fünfhundert Jahren   

Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich einen waldigen Raum,

Und einen Mann in der Siedelei, 

Er fällte mit der Axt den Baum;

Ich fragte, wie alt der Wald hier sei?

Er sprach: Der Wald ist ein ewiger Hort;

Schon ewig wohn' ich an diesem Ort,

Und ewig wachsen die Bäum' hier fort.    

 

Und aber nach fünfhundert Jahren   

Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich eine Stadt, und laut

Erschallte der Markt vom Volksgeschrei.

Ich fragte: Seit wann ist die Stadt erbaut? 

Wohin ist Wald und Meer und Schalmei?

Sie schrien und hörten nicht mein Wort:

So ging es ewig an diesem Ort

Und wird so gehen ewig fort.   

 

Und aber nach fünfhundert Jahren    

Will ich desselbigen Weges fahren.

 

Friedrich Rückert.

 

al-Chidr (arabisch ‏الخضر, DMG al-ḫiḍr, auch Khidr, Chidhr, persisch Chisr, türkisch Hızır) ist eine vieldiskutierte Gestalt im Islam. Sein Name bedeutet "der Grüne" und bezieht sich auf die Farbe seiner Kleidung.

Im Koran tritt er in Sure 18 (ab Vers 66) auf. Moses begleitet ihn ein Stück und versteht seine Handlungen nicht, die er hinterfragt. Er bekommt vier Antworten zu vier Ereignissen, deren Zeuge er wurde, muss al-Chidr danach aber verlassen.

In der Tradition der Sufis ist er einer der vier nicht verstorbenen, immer lebenden Propheten, neben Idris, Ilyās (Elias) und Isa (Jesus von Nazareth). Er ist der vollkommene Initiator, der keine eigentlichen Schüler hat, sondern an entscheidenden - auch geschichtlich entscheidenden - Punkten der Initiation eingreift. So berichtet zum Beispiel Ibn Arabi, der große Sufimeister, von Begegnungen mit dem Khidr in Situationen, in denen es zu einer Weichenstellung für sein weiteres Leben kam.

Einige Schiiten glauben, al-Chidr und der erwartete Mahdi seien dieselbe Person, während andere glauben, dass es sich um zwei verschiedene Gestalten handelt.

Chidr war mit Dhu l-Qarnain oder Ilyas auf der Suche nach dem Wasser des Lebens. Als sie sich an einer Quelle niederliessen, um zu essen, fiel ihr gedörrter Fisch ins Wasser und wurde lebendig. Da wurde ihnen klar, dass sie das Wasser des Lebens gefunden hatten.

 


 

 

Khidr (Hızır) im Türkischen Volksglauben: Sein Fest ist der 23.April. der Beginn der Aussaat und dem Anfang des Fanges für die Fischer. Er wird auch bei den Nosairi, den Yezidi, den Drusen, den Bektashi und den kurdischen Kızılbash (“Rotköpfen”) verehrt. Khidr ist der Helfer in plötzlicher Not, speziell der Reisenden. Das Reisen galt früher als sehr gefährlich und war, wenn irgendwie möglich, zu vermeiden. Er gilt besonders dem Elias (dessen Reinkarnation er sein soll) und dem orthodoxen St. Georg verbunden. Von letzterem hat er die Tradition des Drachenerschlagens übernommen, welches Georg seinerseits von einem “heidnischen” Helden (Perseus?) übernahm. (Georg hat das Drachentöten und Prinzessinenbefreien nur im Westen, wogegen es in der Ostkirche fehlt. Das ist umso erstaunlicher, als er der Überlieferung nach im Lydda begraben ist. Dort wurden noch im Mittelalter die Gebeine des Drachen gezeigt. Lydda liegt nahe bei Joppe (Jaffa) in Palästina. In Joppe war die Andromeda an den Felsen gebunden, bis Perseus sie befreite. Georg wird erstmals als Drachentöter in der Goldenen Legende des Jakobus von Voragine (spätes 13.JH.) erwähnt, kommt als solcher aber auch bei den Kopten nicht vor. In Beirut wird eine Säule über Rückenkranke gerollt, in Erinnerung an das Martyrium des Georg).

Chidrh erscheint dem Reisenden in Not als Reiter auf grauem oder weissen Pferd (Odin reitet auf grauem oder weissen Pferd, auch Jesus durch Jerusalems goldene Pforte, Dschingis Khan träumt von einem Reiter auf weissem Pferd, der ihm seinen Ruhm vorhersagt). Er ist also selbst der “ewige Wanderer”, der positiv gefasste Ahasver

 

Zweite Zuständigkeit ist der Regen. Ausserhalb vieler Türkischer Städte ist ein Khidrlik, ein Hügel, auf dem Chidher verehrt wird. Meist ist an dem Platz eine Kuppel auf Säulen oder aber eine kleine Türbe zu finden. Selbst in İstanbul, Nablus, Jerusalem, Damaskus, Baghdad, Mossul,oder Kairo gab es solche Plätze. Auch hier eine Parallele zu Elias, der in der Christenheit für den Regen zuständig ist

Nahe Sivas gibt es ein Dorf Khedarnale (Huf des Khidr).

 

Chidr kommt , wenn auch namenlos, in Sure 18 des Koran vor, wo er mit Moses wandert, ferner in der Talmudischen Geschichte des Rabbi Jochanan, wo er mit Elias reist. Chidr hat den berühmten Maimonides unterrichtet. In Joyces Finnegans Wake heisst er Haroun Childerich Eggeberth (HCE). In den Märchen aus der Gascogne heisst er “der Grüne”. Auch bei den Brüdern Grimm gibt es “Das Wasser des Lebens”.

Friedrich Rückert schrieb eine Ballade über ihn.

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